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Veränderung der Körperbildstörung durch Körperkonfrontationen

Körperkonfrontationen, auch Körperexpositionen genannt, gehören zu den wirksamsten Methoden, die für die Behandlung von Körperbildstörungen herangezogen werden können. Im Rahmen der Körperkonfrontationstherapie werden Personen meist über mehrere Sitzungen gebeten sich in einem Spiegel intensiv zu betrachten und sich mit Hilfe von therapeutischer Anleitung bewusst mit dem eigenen Körper auseinander zu setzen.

Die Wirksamkeit von Körperbildkonfrontationstherapie konnte in verschiedenen empirischen Studien für Menschen mit Essstörungen sowie auch für nicht-klinische Personen mit hoher Körperunzufriedenheit nachgewiesen werden (Griffen, Naumann & Hildebrandt, 2018). In den entsprechenden Therapiestudien berichten Patientinnen und Patienten positive Veränderungen vor allem hinsichtlich der Körperunzufriedenheit, des körperbezogenen Vermeidungs- und Checkingverhaltens, aber auch bezüglich der allgemeinen Anspannung und der Häufigkeit negativer Gedanken (Hildebrandt, Loeb, Troupe & Delinsky, 2012; Trentowska, Svaldi & Tuschen-Caffier, 2014; Vocks, Wächter, Wucherer & Kosfelder, 2008).

Die Wirkprinzipien von Körperbildexpositionen sind aktuell noch nicht eindeutig geklärt. Diskutiert werden jedoch neben der Habituation und dem Extinktionslernen auch eine Normalisierung von körperbezogenen Aufmerksamkeits- und Interpretationsverzerrungen. Genauer gesagt, zielt die Körperexposition mitunter auf die Wahrnehmungslenkung der Person auf als neutral oder sogar positiv bewertete Körperbereiche, um so mit der Patientin/ dem Patienten eine ausgewogenere Körperbetrachtung zu trainieren (Vossbeck‐Elsebusch, Vocks & Legenbauer, 2013). Gleichzeitig muss betont werden, dass es während der Durchführung der Körperkonfrontationen wichtig ist, auch genügend Zeit den Körperbereichen zu widmen, die die Person an sich ablehnt, damit schädliches Vermeidungsverhalten abgebaut werden kann. In diesem Zusammenhang ist es auch wichtig zu betonen, dass Patientinnen und Patienten während der Konfrontationsübungen meist eng-anliegende Kleidung tragen. Aus Therapeutensicht muss darauf geachtet werden, dass Patientinnen und Patienten emotional stabil sind, bevor mit einer Körperkonfrontationstherapie begonnen wird (für weitere Kontraindikationen siehe Griffen et al., 2018).

Wenngleich empirisch wenig über Informationen über notwendige Bedingungen und Kontextfaktoren bei Körperkonfrontationen vorliegen, wird aus Expertensicht das gleiche Geschlecht von Therapeuten und Patienten empfohlen. Darüber hinaus ist auf die Nutzung eines Spiegels zu achten, der nicht verzerrt. Idealerweise handelt es sich dabei um einen Ganzkörperspiegel mit Seitenflügeln, durch welche auch die Rückansicht für Patientinnen und Patienten möglich gemacht wird. Neben der Anwendung von Spiegeln, ist auch die Nutzung von Körpervideos zu empfehlen durch welche die dynamischeren Anteile von Körperbildstörungen bearbeitet werden können.

Literatur

Griffen, T. C., Naumann, E., & Hildebrandt, T. (2018). Mirror exposure therapy for body image disturbances and eating disorders: A review. Clinical Psychology Review, 65, 163-174.
https://doi.org/10.1016/j.cpr.2018.08.006   

Hildebrandt, T., Loeb, K., Troupe, S., & Delinsky, S. (2012). Adjunctive mirror exposure for eating disorders: A randomized controlled pilot study. Behaviour Research and Therapy, 50(12), 797–804.
https://doi.org/10.1016/j.brat.2012.09.004

Trentowska, M., Svaldi, J., & Tuschen-Caffier, B. (2014). Efficacy of body exposure as treatment component for patients with eating disorders. Journal of Behavior Therapy and Experimental Psychiatry, 45(1), 178–185.
https://doi.org/10.1016/j.jbtep.2013.09.010

Vocks, S., Wächter, A., Wucherer, M., & Kosfelder, J. (2008). Look at yourself: Can body image therapy affect the cognitive and emotional response to seeing oneself in the mirror in eating disorders? European Eating Disorders Review, 16(2), 147–154.
https://doi.org/10.1002/erv.825

Vossbeck-Elsebusch, A. N., Vocks, S., & Legenbauer, T. (2013). Körperexposition bei Essstörungen: Durchführung und Bedeutung für den Therapieerfolg. Psychotherapie Psychosomatik Medizinische Psychologie, 63(05), 193-200.
https://doi.org/10.1055/s-0032-1331171